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„Rebhuhnsommer“: Küken wachsen im Familienverband auf

05.08.2025

Jetzt ist es so weit: Rebhenne und Rebhahn führen ihre Küken aus. Noch sind die Kleinen zart und unerfahren, aber kräftig genug, um ihre Eltern bei der Nahrungssuche zu begleiten. Rebhühner leben stets im Familienverband. Diese scheuen Vögel verstecken sich in der Feldflur und machen alles gemeinsam. Doch haben die Küken eine unsichere Zukunft vor sich. Ihr Lebensraum ist bedroht: Ausreichend Nahrung und sichere Brutplätze fehlen. Das bundesweite Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ will dies ändern und setzt sich für das Überleben dieser Vogelart ein.

Ansbach/Göttingen/Münster, August 2025 – Rebhühner sind echte „Familienvögel“. Rebhenne und Rebhahn bleiben ein Leben lang zusammen. Der „Rebhuhnsommer“ ist ihren Küken gewidmet: im Mai Eier legen, im Juni Eier bebrüten, im Juli die Küken beim Schlüpfen begleiten und sie versorgen. Bei allem unterstützt der Rebhahn seine Rebhenne. Im August, wenn die Küken langsam älter werden, wollen sie ihre Umgebung erobern.  

Im August kommen die Küken mit auf Nahrungssuche

Die Rebhuhnfamilie zieht gemeinsam los, wobei sie möglichst im Schutz dichter Vegetation bleibt. Weil sich Rebhühner gerne „kettenartig“ als Gruppe in der Landschaft aufhalten, nennen Fachleute diesen Anblick „Rebhuhnkette“. Zusätzlich halten Rebhühner mit leisem Glucksen Stimmkontakt. Sie erkennen sich individuell an der Stimme. Die Küken piepsen ängstlich, wenn die Eltern zu weit weg sind. Der akustische Kontakt funktioniert auch über große Distanzen. Der Rebhahn passt auf und verteidigt die Familie. Das gelingt ihm nicht immer. Weil Rebhühner am Boden leben und nicht schnell wegfliegen können, sind sie leichte Beute für Füchse, Katzen, Marder und Greifvögel.  

Küken wachsen in großen Familien auf – wenn die Bedingungen gut sind

Bei guten Bedingungen wachsen viele Küken in einer Rebhuhnfamilie auf. Gelege von 20 Eiern sind keine Seltenheit. Da braucht es beide Eltern, um sie alle zu wärmen und zu ernähren. Die Küken müssen sofort selbst fressen. Insekten sind ihre wichtigste Kost. Eine besondere Delikatesse ist für sie proteinreiche Ameisenbrut. Der Tau am frühen Morgen reicht ihnen als Getränk. Die Eltern unterstützen sie bei der Nahrungssuche. Sie fangen Insekten und bieten sie ihnen an. Die Küken sind zwar klein, aber von Anfang an agil und voller Energie. Spaß haben sie an ausgiebigen „Sandbädern“. Dabei „kuscheln“ sie gemeinsam, lockern die Erde mit dem Schnabel und „bewerfen“ sich mit Staub. Der Nachwuchs verlässt die Familie erst im darauffolgenden Frühjahr, um eine eigene Rebhuhnfamilie zu gründen. Sollte ein Rebhuhn den Partner oder die Familie verlieren, so sucht und findet es Anschluss bei anderen. Auch Paare ohne Bruterfolg und Hähne ohne Partnerin finden sich im Spätsommer zu „Ketten“ zusammen. Rebhühner überwintern immer gemeinsam. 

Doch: Das Rebhuhn und v.a. ihre zarten Küken sind stark gefährdet!

Doch trotz ihres starken Familienverbunds sind sie vielfältig bedroht. Unsere Großeltern konnten sie noch vielerorts in großer Anzahl in der Landschaft entdecken. Für die Kinder heute ist das Rebhuhn ein fast unbekannter Vogel. Es ist inzwischen so selten, dass es in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als „stark gefährdet“ eingestuft wird. Dies ist vor allem die Folge von unkrautfreien Feldern und fehlenden Brachen in der Landschaft. Deshalb wurde das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt ins Leben gerufen. Geleitet wird das Projekt von drei Partnern: der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen, dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL). Sie erarbeiten zusammen für „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ die wissenschaftlichen und praxisorientierten Grundlagen und setzen das Projekt mit zwölf Projektpartnern vor Ort in acht Bundesländern um. Denn im Detail ist es sehr komplex, für die Küken eines „Rebhuhnsommers“ dauerhaft bessere Überlebenschancen zu schaffen. Schließlich müssen die ausgeräumten Agrarlandschaften mit „rebhuhnfreundlichen“ Strukturen aufgewertet werden, wie zum Beispiel mit artenreichen Feldrainen und Blühflächen. Die Projektförderung durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit unterstreicht die Bedeutsamkeit dieses Vorhabens.

Die Landschaft muss wieder “rebhuhnfreundlicher” werden

Das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ bündelt fundiertes Wissen über die Biologie und den Lebenszyklus des Rebhuhns und verknüpft es mit den ökologischen Zusammenhängen in der Agrarlandschaft. So können gezielt Schutzmaßnahmen für die Rebhuhnfamilien abgeleitet werden. Hilfreich dabei sind belastbare Daten, die zunächst erhoben und anschließend ausgewertet werden. Dadurch lässt sich beispielsweise nachvollziehen, wie es um die Bestände des Rebhuhns in den verschiedenen Regionen und Lebensräumen steht. Beim alljährlichen bundesweiten Rebhuhn-Monitoring machen mehrere hundert Ehrenamtliche mit und zählen Rebhühner. Auch zur Bewertung der ersten „rebhuhnfreundlichen“ Maßnahmen sind verlässliche Daten erforderlich. Zum Beispiel werden bereits seit zwei Jahren Blühstreifen und Brachen auf Äckern erprobt, in enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirtinnen und Landwirten. Auch der Einfluss der Tierarten, die das Rebhuhn erlegen, wird dabei überprüft – mit fachlicher Unterstützung der Jägerschaft.

1.000 Mitwirkende setzen sich bereits für das Rebhuhn ein

Direkt und indirekt sind bei „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ rund 1.000 hauptamtliche Fachleute und ehrenamtliche Kräfte beteiligt. Für das liebenswerte Rebhuhn arbeiten unterschiedliche Akteur*innen und Disziplinen aus Wissenschaft, Naturschutz, Landwirtschaft, Jägerschaft, Verwaltung und Kommunen zusammen. Und das in ganz unterschiedlich geprägten Regionen: von Nordfriesland bis zum Neckarbecken, vom Thüringer Becken bis hin zum Zerbster Ackerland und in sechs weiteren, ebenso charakteristisch ausgeprägten Projektgebieten. Denn es erfordert viel Engagement und fachlich zielgerichtete Anstrengungen, um das Rebhuhn deutschlandweit zu retten. Mit dem Rebhuhn kommen schließlich auch die Arten zurück, die mit den Projektmaßnahmen ebenfalls ihren Lebensraum zurückerlangen werden, wie viele inzwischen seltene Insekten und Vögel, der Feldhamster oder der Feldhase. 

Politische Unterstützung für das Überleben des Rebhuhns

Das Engagement der Projektteams und ehrenamtlichen Aktiven wird jedoch verpuffen ohne politische Unterstützung. Ein echter, dauerhafter Erfolg von „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ hängt stark von der Agrarpolitik in Europa, in Deutschland und in den Bundesländern ab. Die landwirtschaftlichen Betriebe brauchen konkrete Anreize, damit sie bei den für das Überleben des Rebhuhns erforderlichen Maßnahmen auf ihrem Land mitmachen. Die Förderprogramme müssen nicht nur rebhuhnfreundlicher, sondern gleichzeitig auch „landwirtschaftsfreundlicher“ ausgestaltet werden. Die Agrarpolitik hatte zuletzt das Rebhuhn und viele andere Arten in der Feldflur zu wenig im Fokus. Das darf nicht so bleiben und muss schnellstmöglich geändert werden! Jetzt, im Sommer, da die neue Rebhuhn-Generation „am Start“ ist, ist es wichtiger denn je, daran zu erinnern.

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